Gemeinsame Standpunkte

Im Rahmen des Projektes Unions4VET finden länderübergreifende Veranstaltungen und Konferenzen statt, die hier aufgeführt sind. Verschiedene Dokumente, die im Rahmen der gemeinsamen Arbeit mit den Partnergewerkschaften entstanden sind, können eingesehen und heruntergeladen werden. Des Weiteren werden in diesem Bereich interessante Veröffentlichungen zur bilateralen Berufsbildungskooperation und internationalen Berufsbildungsarbeit vorgestellt.

Gemeinsame Standpunkte

Die gemeinsame Standpunkte der beteiligten Gewerkschaften wurden im Rahmen der Auftaktveranstaltung am 9. November 2015 festgelegt.

Gewerkschaften sind ein gleichberechtigter Partner in nationalen und europäischen Berufsbildungsdialogen. Damit verstehen sich die folgenden Ausführungen als Plädoyer für eine ganzheitliche Betrachtung der Bildung, als Appell für einen europäischen Berufsbildungsdialog:

  1. Der Auszubildende steht im Mittelpunkt. Es gilt, seine Kompetenzen zu fördern. Nur wer jungen Menschen eine gute Ausbildung, einen anständigen Lohn und gute Karriereperspektiven bietet, wird sie für eine berufliche Ausbildung gewinnen.
     
  2. Bei der Frage der Berufsbildung geht es uns Gewerkschaften in erster Linie um die Verantwortung für die Jugendlichen. Eine Jugendarbeitslosenquote von 22% in Europa bedeutet rund sechs Millionen Einzelschicksale. Hier müssen die Staaten, die Arbeitgeber und die Gewerkschaften gemeinsam aktiv werden. Eine verlorene Generation ist ein Armutszeugnis für Europa.
     
  3. Bildung muss entscheidend dazu beitragen, Demokratie erfahrbar zu machen. Der Standort Europa in der Welt ist nicht nur vom wirtschaftlich-technischen Erfolg, sondern ebenso von der Kontinuität und dem Ausbau der sozial- und rechtstaatlichen Demokratie abhängig.
     
  4. Berufsbildung ist mehr ist als eine Anpassungsqualifizierung für einen Job. Um heute leben und arbeiten zu können, um eine gute Arbeit zu finden, reicht eine Anlernfertigkeit nicht aus. Gebraucht wird ein Grundgerüst, ein breites Verständnis. Jede berufliche Ausbildung, die zu gesellschaftlicher Entwicklung beitragen soll, ist Teil einer umfassenden Persönlichkeitsbildung.
     
  5. Nur breit angelegte, fundierte Berufsausbildung sichert den Betrieben hoch qualifizierte Fachkräfte und eröffnet den jungen Menschen gute Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Der Lernort Betrieb ist deshalb ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen Berufsbildung. Jeder Beruf muss praktisch – in der Wirklichkeit des Arbeitslebens – erlernt werden. Daher ist die Dualität beruflicher Bildung ein grundlegendes Prinzip beruflicher Bildungssysteme.
     
  6. Moderne Berufsbildung vermittelt Berufe und nicht nur das, was an einem einzelnen Arbeits- oder Ausbildungsplatz gebraucht wird. Es vermittelt Inhalte, die über enge Fachkenntnisse hinausgehen. Auszubildende sollen in ihren Berufsbereichen den Überblick haben, Zusammenhänge erkennen und auch weitgehend selbständig gestalten können.
     
  7. Notwendig sind Betriebe, die mit qualifiziertem Personal ausbilden, ein gutes Zusammenspiel zwischen Berufsschulen und Betrieben sowie zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern. Die Betriebe müssen auch bereit sein, Ausbildungsvergütungen zu bezahlen.
     
  8. Die Berufsschule muss die Verallgemeinerung dessen sicherstellen, was im Unternehmen im Einzelfall vermittelt wurde. Durch die wachsende Spezialisierung vieler Betriebe, durch die immer stärkere Konzentration auf Kernaufgaben, können mehr und mehr Unternehmen nur noch Ausschnitte aus dem Spektrum der Berufsbilder vermitteln.
     
  9. Für die Gewerkschaften sind Auszubildende akzeptierter Teil der Belegschaften. Betriebs- und Personalräte sowie Jugend- und Auszubildendenvertretungen streiten für die Rechte der Auszubildenden. In den Tarifverhandlungen setzen sich die Gewerkschaften ebenfalls für die Auszubildenden ein.
     
  10. Gute Ausbildung in Europa braucht geregelte Instrumente. Dazu zählen die Ausbildungsdauer für das Erlernen eines Berufes, die Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Berufsschule und der rechtliche Status der Auszubildenden. Für die Akzeptanz und Attraktivität moderner Berufsbildungssysteme ist die Einbeziehung von Sozialpartnern, Berufsschulen und Wissenschaft in einen Berufsbildungsdialog unerlässlich.

 

Das Dokument zu den gemeinsamen Standpunkten kann hier heruntergeladen werden.